Die Diskussionen laufen ja seit einiger Zeit. Eisenbahnbrücke abreißen und neu bauen – bis hin Gegenbewegungen Sanierung. Seitdem die Brücke nicht mehr unter Denkmalschutz steht, eine neue Straßenbahnlinie darüber führen soll wegen Anbindung Tabakfabrik und Co, stehen die Zeichen fast schon auf 100 % abreißen. Ich wäre nicht ich, wenn ich nicht auch meinen Senf dazu tun würde. Diese Woche ist auch noch eine neue Webseite http://www.bruecke-fuer-linz.at seitens Politik erschienen die mit vielen nahvollziehbaren Argumenten für den Abriss steht. Ich stehe da jetzt eigentlich genau in der Mitte. Mein Herz blutet, aber mit all den Fakts die ich bis dato gelesen habe, sagt mein Kopf neue Brücke, aber ich lasse jetzt mal mein Herz sprechen…
Ja, die Brücke ist mittlerweile ein verdammtes Mängelexemplar. Aber ich sag Euch was, jedesmal wenn ich über die Brücke gehe, fahre, weiß ich, ich LEBE. Ich bin mit allen Sinnen da. Viele haben doch schon mal die Hosen gestrichen voll gehabt bei Fahrradgegenverkehr. Stimmts? Gedanken wie – Geht sich das aus oder nicht – waren da sicherlich präsent? Sprung in die Donau oder Total-Crash mit dem anderen Fahrradfahrer oder der kleine Moment, die kleine Schrecksekunde, haut es mich auf die Goschen am Ende vom Übergang der bereits stark verformten Gitter auf den Asphalt oder nicht. Oder der Moment mit dem Auto, Gegenverkehr mit dem Bus, Bus macht eventuell kleinen Schlenkerer und mit dem Auto kommt man automatisch a bisal in die Rinne der Eisenbahnschienen und man ist in der Sekunde nicht mehr so manövrierfähig beim Lenken. Das sind die Momente wo ich spüre, ja ich lebe im HIER und JETZT. Das sind doch schöne Momente in unserer überperfekten Welt in der wir immer nur in die Zukunft blicken und planen oder?
Die Eisenbahnbrücke ist für mich so eine Entschleunigungs-Stätte des Lebens. Die Wirtschaft will immer schneller und weiter und so auch der Verkehr. Muss die Wirtschaft schneller muss der Verkehr schneller. Gerade am Abend ist momentan die Eisenbahnbrücke einsam über der Donau. Die Ruhe die diese Brücke an einem zum Beispiel Winterabend im tiefen Nebel liegend mit der Skyline von Linz ausstrahlt lässt sich schwer in Worte fassen, dass sind für mich die Momente, wenn ich die Brücke quere, wo ich nur seufze und denke das Leben ist schön, schön in seiner Einfachheit, bis ich am anderen Brückenende wieder in der jetzigen Welt aufwache.
Was die Brücke schon alles gesehen haben muss? Zwei Kriege, tausende Gesichter und tausende Menschen haben diese Brücke gequert. Haltet mich für verrückt aber manchmal lehne ich mich da so an einem Brückenpfeiler an und plötzlich relativieren sich meine Alltagssorgen. Es ist, wie wenn die Brücke dann sagt: „Hör mal, das Leben ist zu kurz sich zu sorgen. Ich bin alt und ich kann dir das sagen, weil bei mir ist schon ganz viel Donauwasser vorbeigeschwommen und zwei Kriege habe ich auch schon überlebt, Menschen sind Menschen unperfekt schön so wie ich alt und ein Mängelexemplar bin.“
Ich verstehe schon ALTES muss NEUEM weichen. Weiter geht die Welt, aber es ist so wie mit den alten Menschen, sie haben viel erlebt und das sollte nicht in Vergessenheit geraten, weil von alten Erfahrungen kann man verdammt viel lernen.
3 Kommentare zu „Eisenbahnbrücke Linz – Warum ich dieser Brücke meine Liebe erkläre…“