Bestandsaufnahme: Tag 1 von 90

Der erste Tag meines Selbstversuchs. Ich hab ihn Bestandsaufnahme getauft. Es ist Zeit mir selbst ein Ohr zu schenken, genau hinzusehen und mir die Aufmerksamkeit zu geben, die ich die letzten Monate sträflich vernachlässigt habe. Es ist Zeit für Selbstliebe.

Ich möchte mir keine Ablenkung von mir selbst mehr erlauben, nur weil ich Angst vor Veränderung habe. Angst davor, dass ich vielleicht für andere nicht gut genug bin. Angst davor, vielleicht oder gerade, nicht perfekt zu sein in Situationen von denen ich von mir selbst erwarte perfekt sein zu müssen.

Ich möchte meine Angst wieder besiegen. Mutig sein, etwas anpacken, auch wenn ich mich selbst bzw. andere mich dafür kritisieren oder verurteilen könnten. Angst ist zwar wichtig, weil sie einem Respekt vor etwas gibt, aber ich will mir nicht selber im Weg stehen. Ich habe lange genug auf einem Ort verweilt, jetzt ist die Zeit wieder für mich gekommen, für mich einzustehen, mein volles Potenzial wieder auszuschöpfen und mutig zu sein. Mir Gutes zu tun.

Ja im Reden schwingen bin ich gut, nur „Houston“ wir haben da ein Problem. Woher nehme ich die Kraft?

Ich fang mal mit den Basics in meiner Freizeit an:

Kein stundenlanges netflixen oder fernsehen mehr, kein in sich hineinfressen am Abend, kein stundenlanges scrollen durch diverse Social-Media-Feeds mit ständigen vergleichen.

Der Plan ist Fokus auf mich. Viel Selbstliebe in Form von guter Ernährung, Bewegung, Selbstpflege und Fürsorge, gute liebevolle Kontakte um mich.

Meine erste Amtshandlung vor ein paar Tagen: Ich habe von meinem privaten Smartphone alle Social Apps runtergelöscht.

Digitaler Detox.

Für alle meine Insta- und Facebook-Followers, es tut mir aktuell leid, aber meine Accounts werden still bleiben die nächsten Tage. Ich habe nicht erwartet, wie gut mir der Ausstieg aus Insta und Facebook tatsächlich tut. Das Leben dreht sich nämlich, auch ganz einfach ohne die beiden Plattformen weiter.

Eigentlich ist es erschreckend, durch das ständige jahrelange reinglotzen ins Smartphone in die Social Media Kanäle schleicht sich das Gefühl ein, die Menschen denen man folgt, sie gehören irgendwie zum eigenen Leben dazu, auch wenn man sie persönlich kennt und mit ihnen ab und an schreibt, aber in Wahrheit sind diese Menschen ganz weit weg von einem.

Sie sind nur virtuell bei einem und im wirklich, täglichen Leben eigentlich nicht da. Ja und sind wir uns ehrlich, echte Freunde, echte Menschen die einem wirklich wertschätzen und gut tun, sind im realen Leben da und das wird sich auch durch die Corona-Pandemie nicht ändern.

Kommen wir zurück zur Bestandsaufnahme. Die essentielle Frage ist: Wo stehe ich aktuell? Wie geht es meinem Energielevel? Geht es mir gut?

Diese Fragen sind gar nicht so einfach zu beantworten. Ich hatte die letzten Tage Urlaub, ich hatte somit mehr Zeit als üblich in mich reinzuschauen. Das etwas nicht stimmt merke ich schon seit Monaten. Genau genommen bin ich selbst schuld daran oder will ich überhaupt selbst daran schuld sein?

Ist man selbst schuld daran, dass einem jemand auf offener Straße beleidigt, bespuckt und angreift? Ist man selbst schuld daran, wenn einem etwas versprochen und dann nicht eingehalten wird? Ist man selbst schuld daran, sich plötzlich in einer Situation wiederzufinden, die einem nicht glücklich macht?

Ich denke da fängt die Selbstliebe nun bei mir wieder an. Irgendwie scheint es mir, dass ich durch mein aktuelles Umfeld – von dem ich mich die letzten Monate zu wenig abgegrenzt habe – , etwas vergessen habe, nämlich dass ich keine Schuld am Verhalten anderer Menschen haben.

Es aber an mir liegt, wie ich darauf reagiere, mir nicht die Schuldfrage stellen sollte und mich daran zermürben, sondern mir die Fragen stellen sollte, wie mache ich weiter, wie gehe ich weiter. Was tu ich? Was ist mein Plan? Wann fang ich damit an etwas zu verändern?

Ich hab die letzten Monate immer wieder meine Grenzen klar gemacht, diese wurden allerdings immer wieder überschritten. Das hat mir unfassbar viel Kraft gekostet. Ich hab einfach zu lange zugeschaut – stopp ich will mir keine Selbstvorwürfe mehr machen, das bringt mich nicht weiter.

Zurück zur oben genannten Frage nach meinem aktuellen Zustand: Ich fühle mich leer und ich hoffe, dass ich nach den 90 Tagen eine andere Antwort auf die Frage geben kann.

Meinen letzten Urlaubstag habe ich heute sehr genossen. Ich habe viel geschlafen und gelesen und eine Staffel „Timeless“ geschaut. Danach gebadet – ich hab mir eine kleine Badewanne für die neue Wohnung gegönnt, da ich nur eine Dusche habe. Vielleicht berichte ich euch mal mehr darüber.

Außerdem war ich wegen meiner Küchenlampe kurz bei Obi. Die Lampe die ich gebraucht habe, war nicht vorrätig und die Rücknahme der anderen Lampe hat ewig gedauert. Trotz FFP2 Maskenpflicht haben einige Mitarbeiter wie auch Kunden die Maske wieder nicht ordnungsgemäß getragen und ein Abstand von 2 Metern obwohl Platz da gewesen wäre, war auch wieder für sehr viele schwierig einzuhalten. Ich bin es mittlerweile leid, dass auf Grund der Unfähigkeit anderer Leute meine Grenzen permanent überschritten werden.

Ich kann es nicht mehr verstehen, warum die österreichische Bundesregierung unbedingt „Geschäfter“ offenhalten lassen will, wo sich so wenige an einfache Regelungen halten, allerdings Gastro bzw Tourismus, wo der Großteils sauberer vorgehen als jeder Einzelhandel, nach wie vor zugelassen wird. Für mich steht definitiv nach dem Obi-Besuch wieder fest, ich werde weiterhin online bestellen. Diese Variante ist definitiv sicherer, bequemer und stressbefreiter.

Nach Obi habe ich Yoga mit Mady Morrison gemacht, weil ich schon wieder gemerkt habe, wie sehr mich die Situation im Obi angespannt hat. Die Yoga-Einheiten, obwohl online, sind immer wieder eine Wohltat für mich.

Achja und vorhin habe ich dann noch einen online Test über Staatskunde und Rechnungswesen gemacht. Shame on me! Ich hab nicht mal 40 % geschafft. Ich konnte die einfachsten Fragen zu aktiven und passiven Bestandskonten nicht mehr beantworten. Auch Fragen zu einfachen Buchungssätze waren eine Hürde. Halleluja und dabei war Bilanzlesen und Buchhaltung bzw Rechnungswesen eines meiner Lieblingsfächer in meiner Ausbildung in der kaufmännischen Schule und in meinem Wirtschaftsstudium. Beruflich hatte ich auch viele Jahre damit zu tun, allerdings ist das mittlerweile alles schon 10 Jahre her.

Wieviel konnte ich in 10 Jahren vergessen – eine Schande, mein Herz blutet. Trotzdem habe ich Blut geleckt, wieviel Spaß hat mir doch früher Wirtschaftsgeschichte, Staatskunde und Rechnungswesen gemacht. Gerade Rechnungswesen, die Systematik in der Buchhaltung – ich liebs, auch wenn ich weiß, dass es mir nie leicht von der Hand gegangen ist.

Vielleicht wird es wieder Zeit, altes Wissen wieder neu zu lernen.

Namaste.