Fokus: Tag 4 von 90

Normalerweise blogge ich am Abend. Also ich habe es mir vorgenommen während der 90 Tage immer am Abend zu schreiben. Ist mir gestern nicht gelungen. Ärgert mich auch ein bisschen, wenn ich schon bei Tag 4 meine eigene Routine nicht einhalte. Hilft eh nix. Heute ist Samstag darum schreibe ich den Blogbeitrag von gestern also heute morgen.

Warum ich gestern keine Lust hatte zum Schreiben hat mehrere Ursachen. Erstens bin ich gestern irre schlecht wachgeworden, was mich auch nicht verwundert, musste ich mir doch alle 3 Folgen von Ku`damm auf einmal reinziehen. Das heißt 3 mal ca 90 Minuten Aufregung vorm schlafen gehen. Könnt euch vorstellen wie ich geschlafen habe – schlecht. Mich arbeiten nämlich die Sachen die ich mir im Fernsehen oder auch digital anschaue ziemlich her. Das habe ich lange nicht wahrgenommen, ist aber so. Ich bin ein sehr sensibler und empathischer Mensch und mich ärgert es dann, wenn ich mich freiwillig in Situationen begebe, wo ich mit Sachen von anderen belastet werde, wenn mir die Abgrenzung eh schon so schwer fällt aktuell. Versteht ihr was ich meine?

Ja, also dementsprechend hat mein Tag begonnen. Danach habe ich gearbeitet, es war das erste mal seit Monaten Traumwetter – Frühlingstemperaturen – aber trotzdem war alles plötzlich extrem unruhig und unangenehm. In den beiden Häusern neben meiner Wohnung ziehen nämlich nun alle gleichzeitig ein. Die Fenster sind sehr knapp zu meiner Wohnung und dementsprechend hat sich nun alles von der Stimmung verändert. Gut, ich wußte es, dass es mal so kommen wird, aber jetzt bin ich doch ein bisschen überrumpelt.

Vor allem weil es gestern Nachmittag in meiner Straße wie am Jahrmarkt zugegangen ist. Von Corona, Pandemie, Lockdown bei den Menschen keine Spur. Es hat gewuselt vor Leuten und auf den einzelnen Balkonen oder Terrassen sind viele Menschen eng beisammen gestanden ohne Maske und haben ihr Bierchen bzw. Getränk getrunken – zur Umzugs-/Einstandsfeier. Vorne dürfte ein neuer Mieter dann noch von seinen Motorrad-Kumpeln Besuch bekommen haben. Zirka 15 Motorradtypen auf einen Haufen, Null-Abstand, Null-Maske. Polizei ist dann schon durchgefahren und hat mich dann fast aufgehalten, als ich aus der Tiefgarage rausfahren musste. Kurzum es war gestern Chaos pur und dieses Chaos oder sagen wir die Ignoranz der neuen Mieter hat mich wahnsinnig innerlich aufgeregt und aufgewühlt.

Ich bin danach eine kurze Runde durch die neue Siedlung spazieren gegangen und mich haben von den Terrassen, Balkonen mache Gruppen einfach nur unverschämt angeglotzt, ich habe unverschämt zurück geglotzt und gegrüßt. Der Gruß wurde weder erwidert noch ein freundliches Wort. Ich bin dann vor zum Spar um ein bisschen einzukaufen. Ich habe gekocht vor Wut und wisst ihr warum, weil ich mich schäme und auch so hilflos fühle, weil ich es nicht ändern kann, dass der Großteil meiner Landsleute an Egoismus, Hirnlosigkeit und Unmenschlichkeit nicht mehr zum Übertreffen sind. Wir haben mittlerweile eine halbe Mio Coronafälle. Oberösterreich ist seit heute Top Nummer 2 Bundesland an Fallzahlen und jeder dieser 30 neuen Wohnungen macht, weil es so toll ist eine „Umzugs-Corona-Party“ und glaubt mir, da hat sich sicherlich die Hälfte davon nicht testen lassen. Ich habe selbst auch keinen Bock mehr auf die Einsamkeit, die diese beschissene Corona-Situation mit sich bringt und ich bin auch nicht Mrs. Perfekt, aber was ich weiß, dass wir seit mehr als einem Jahr wirtschaftlich auf Grundversorgung fahren. Der Staat Österreich Unmengen an Schulden macht, ich zwar einen Job habe, 5 Tage die Woche arbeiten gehen darf, allerdings die selbe Leistung wie auch ohne die Corona-Situation von mir verlangt wird, ohne, dass ich einen Ausgleich oder Prämie oder einfach die Möglichkeit auf einen Ortswechsel oder Entspannung habe (zb Sport, Urlaub – Hotel, Restaurant, Reisen). Ich keine närrischen gehaltlichen Sprünge aktuell machen kann – zum Leben zu viel, zum Sterben zu wenig.

Einsam alleine in meiner Wohnung sitze, meine Lebenszeit verschwende, weil fast nix möglich ist, was man machen kann wegen der Pandemie und somit nicht die Möglichkeit habe, mit Menschen die ähnlich ticken wie ich, einem Hobby nachzugehen oder jemanden kennenzulernen, der in einer ähnlichen Situation ist wie ich. Ich mache mir Sorgen, weil ich denke, ich bin die Einzige die noch in unserem maroden österreichischen Wirtschafts-System arbeitet, dass ich womöglich keine Pension mehr bekommen werde, weil sich meine Mitmenschen wie Trotteln verhalten.

Ich bin wütend, traurig zu gleich und so einsam wie nie zuvor, weil ich mir mittlerweile denke, wo sind all die Menschen hin, die ähnlich denken und fühlen wie ich oder mich ein bisschen verstehen. Ich fühle mich so wahnsinnig ausgeschlossen, so wahnsinnig ignoriert. Ich ertrage diesen kurzsichtigen Bauernidioten-Egoismus, der denkt er ist der Nabel der Welt, in unserem Sozialstaat nicht mehr. Der sich nur um sein eigenes Wohl kümmert, nicht weiter denkt und die Weibchen nur einkaufen gehen weil sie glauben nur so schön zu bleiben, beim Nachbarn reinglotzen, ge-neidet wird, s`Maul nicht aufbringen – …

Am liebsten würde ich einfach zsampacken und weg von hier, ich hab da noch nie reingepasst und ganz ehrlich ich will da nicht reinpassen…

Hab mir dann beim Spar einen Sekt gekauft, einen italienischen und dann beim Regal einen beruflichen Bekannten getroffen. War ein kleiner Small-Talk und auch beim Small Talk hab ich mich nicht wirklich abgeholt gefühlt.

Hab mich dann mit meinem Sekt auf den Balkon gesetzt während mich die neuen Nachbarn im Nebenhaus angestarrt haben – brauch definitiv einen Sicht-/Sonnenschutz. Ich war es dann selbst leid zu grüßen und in diese ausdruckslosen, grimmigen Gesichter ein Lächeln zum Vorschein zu bringen. Hab dann kurz noch mit einer Freundin telefoniert, danach hab ich mich ein bisschen besser gefühlt, aber trotzdem noch sehr leer. Hab noch eine Quiche gemacht und wollte dann blödsinniger Weise meine Leere mit Essen auffüllen. Ich weiß, dass das nicht funktioniert und trotzdem hab ich es wieder mal blöderweise getan. Bin dann ins Bett.

Kurzum ein richtig nutzloser doofer Tag. Ich mag das aber so nicht stehen lassen, irgendwas positives werden wir an dem Tag schon finden. Vielleicht, dass ich meinen Keller ausgemistet habe, beim Altstoffsammelzentrum wieder war – obwohl der Mann der mich dort angeschnauzt hat, war kein Highlight – und wieder Unmengen an Musik gehört habe. Musik und Bewegung das sind zwei Dinge die ich über alles Liebe und mir auch beim beschissensten Tag ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Vermisse ein Cardiogerät zB Spinningbike oder Crosstrainer wie verrückt.

Momentan möchte ich aber nicht die finanziellen Mitteln aufbringen bzw habe ich auch nicht den Platz für ein richtig gutes Cardiogerät. Ich hoffe, dass die Studios bald wieder aufsperren, weil in Wahrheit fehlt mir das Studio-Feeling und was mir total Spaß machen würde eine Trainerausbildung. Ich bin zwar seit einiger Zeit weit weg von fit und auch hatte ich immer totalen Respekt davor, ob ich das schaffen könnte, eine tolle zb Spinningtrainerin zu sein. Allerdings was ich schon immer hier in Österreich vermisse, sind diese geilen Electro-Spinning-Stunden die ich in Schweden erlebt habe. Meine liebe Laura aus Finnland und ich waren damals so oft wir konnten in den schwedischen Electro-Spinning-Classes am Abend statt dem Ausgehen. Sozusagen Disco-Spinning und es war so cool! Ich habe es geliebt! Ich denke den Ösis könnte so etwas auch gefallen … vielleicht neue Pläne für die Zukunft. Ach, wer weiß schon was die Zukunft bringt.

Ich wünsche mir definitiv wieder die Möglichkeit regelmäßig gepflegtes Cardio wie auch Krafttraining in Gruppen bzw. in einem Studio zu betreiben … nunja wo ein Wunsch kann man ja ein Ziel definieren und wo ein Ziel da auch ein Weg oder hat es andersrum geheißen? *zwinkersmiley*

Namaste.