So viele haben mich gefragt: Wie, du schaust dir eine Operette mit Oliver Pocher am Domplatz in Linz an? Wie passt bitte Oliver Pocher in ein Operetten-Stück? Kann der singen? Ja, dieselben Fragen habe ich mir auch gestellt und ja es passt. Es hat gepasst wie die Faust aufs Auge. Zwar hat dann Oliver Pocher im Endeffekt nicht selber gespielt, aber seine zweite Besetzung und die hat die Rolle, die scheinbar extra für Oliver Pocher ins Stück geschrieben wurde, perfekt umgesetzt. Ich habe schon lange nicht mehr so eine kurzweilige, flotte, vergnügliche und mit Leidenschaft und Herzen gespielte und gesungene Operette erlebt. Aber lasst mich erzählen…
*Werbung | Transparenz: Mir wurde von „Klassik am Dom“ zwei Karten zur Verfügung gestellt.
Klassik am Dom ist eine Veranstaltungsorganisation, die in den Sommermonaten in Linz am Domplatz herausragende Künstler und Künstlerinnen nach Linz bringt. Dabei handelt es sich meist um klassische Musik bzw Musikstücke die neu und modern inszeniert werden. Ich bin ja gerade was moderne Inszenierungen betrifft, bei klassischen Stücken, immer sehr skeptisch. Der Grad ab wann ein klassisches Stück bzw klassische Kunst bei einer modernen Inszenierung verfälscht wird, ist meiner Meinung nach sehr schmal.
Von Oper und Operetten
Operetten sind eine Opernform. Für mich oftmals leichter und flotter als Opern selber. Früher als Kind dachte ich mir immer: Warum schaut man sich so einen „komischen“ Singsang überhaupt an? Es gibt ja viel modernere und spritzigere Theater- oder Musikstücke. Ja das stimmt. Jedoch als ich älter wurde und vielleicht auch ein bisschen weiser habe ich mich mehr für diese „alte“ Kunst- und Darstellungsform zum Interessieren angefangen. Wie auch in der Popmusik oder sonstigen zeitgemäßen Musik-Stil-Formen, gibt es Lieder und auch Künstler die gut gefallen, wie auch nicht so gut. Wichtig ist mir definitiv, dass ich ein Musikstück so richtig spüren kann, weil ich den Menschen, die Geschichte dahinter verstehe. Dabei muss man sich ein bisschen mit dem Künstler auseinandersetzen und dabei spielt halt die Geschichte eine tragende Rolle.
Operetten wie auch Opern sind in einer anderen Zeit entstanden und ich denke ein damaliges Kulturgut aus der vergangen Zeit zu kennen, was aber in der Gegenwart noch immer aktuell ist, kann nie verkehrt sein. Das Schöne daran ist, dass es auch in mehr als 100 Jahre alten Theater- und Musik-Stücke immer um die Liebe, Eifersucht, Beziehungen geht und diese Themen auch in der heutigen zeitgemäßen Musik eine Relevanz hat. Ich habe da oftmals das Gefühl die alltäglichen Probleme relativieren sich da immer mit diesem Wissen, dass es vor 100 Jahren schon Liebes-, Beziehungsdramen gab, wie auch heute noch und auch ebenso nach meinem Ableben geben wird.
Mir zum Beispiel gefallen die schweren italienischen Opern nicht oder vielleicht auch gefallen sie mir zu gut. Definitiv ist es mir nicht schon einmal passiert, dass ich super entspannt und erschöpft bei einer Verdi Oper – ich erinnere mich an die Opern-Inszenierung von Tosca in St. Margarethen im Burgenland – eingeschlafen bin. Aber auch bei Operetten hatten ich schon immens guten Schlaf. Es gibt allerdings Opern bzw Operetten, die faszinieren mich, die liebe ich. Wie zum Beispiel „Carmen“ eine meiner liebsten Opern, die wenn sie genial, gespielt und inszeniert ist, mir mein Herz bzw meine Emotionen in voller Breite berührt. Dazu kommt noch das Ambiente, welches so eine Opern bzw Operetten Aufführung mit sich bringt. Grandiose Bühnen mit Licht und Kostüme. Weiters das Publikum: Als Dame wie auch Herr kommt man in den schönsten Gewändern.
Die Operette: Die lustige Witwe von Franz Lehàr
„Die Lustige Witwe“ ist eine österreichische Operette die ich mir schon lange live ansehen wollte. Sie wurde damals 1905 zum ersten Mal aufgeführt und Franz Lehàr ein österreichsicher-ungarischer Komponist (damals gehörte Ungarn noch zu Österreich) hat die Operette geschrieben. 1948 ist Franz Lehàr in Bad Ischl in Oberösterreich verstorben, dort befindet sich auch sein Grab. Weiteres über den Komponisten müsste ich noch mehr nachlesen, damit ich hier mehr schreiben könnte. Definitiv jedoch zählt „Die lustige Witwe“ zu den bekanntesten deutschsprachigen Operetten und ist meiner Meinung nach ein absolutes Kulturerbe was man unbedingt mal gesehen haben muss.
Klassik am Dom: Die Aufführung
Das Wetter war perfekt. Ein heißer, heißer Sommertag. Am Domplatz in Linz konnte das Ambiente für eine Open Air Klassik-Veranstaltung nicht besser sein. Der Mariendom, eines der Linzer Wahrzeichen. Er wurde seit 1862 gebaut mit 1924 zum Dom geweiht und strömt alte Vertrautheit aus.
„Die Lustige Witwe“ gliedert sich in 3 Akten. Das Orchester nimmt mitten auf der Bühne Platz, ebenso rechts hinten der Chor. Alle sind gespannt auf die Rolle von Oliver Pocher. Der Moderator, nicht Oliver Pocher, kündigt die Aufführung an und lobt die Sponsoren für die Möglichkeit Klassik am Dom umzusetzen. In der ersten Reihe vor der Bühne die Landespolitik, wo ich auch unseren Ex-Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer sichte. Ja und dann geht es schon los. Oliver Pocher ist aus persönlichen Gründen verhindert aber seine zweite Besetzung poltert mit Schwung auf die Bühne, so als wäre es Pocher selber und steigt mit uns, dem Publikum, in die Geschichte der „Lustigen Witwe“ ein. Das Orchester spielt auf und das Publikum befindet sich wie von Zauberhand in Paris 19xx. Eine Magie liegt in der Luft und ich befinde mich mitten im Gefühls-Wirrwarr von der lustigen Witwe, Hanna, mit dem Grafen und dem Baron wie auch seiner Frau und ihrem Gspusi.
Beim Marsch-Sepett: „Wie die Weiber man behandelt,“ klatsche ich vergnügt mit und es zieht mir ein Lächeln quer übers Gesicht. Im dritten Akt beim Duett Hanna und der Graf, wo er ihr und auch sie ihm gesteht – ich hab dich so lieb – ertappe ich mich, wie mir kleine Tränen über die Wangen rollen. – Mei so scheeeen. ❤ –
Es sind mehr als 2 Stunden vergangen und das Stück ist schon wieder zu Ende. Die Zeit ist wie im Flug vergangen. Was für ein Abend! Ich kann Klassik am Dom wirklich empfehlen. Wer es heuer nicht mehr schafft, im nächsten Sommer wird es bestimmt wieder ein paar ausgewählte Veranstaltungen geben. Auf der Homepage Klassik am Dom sind die Veranstaltungen beschrieben bzw kann man da auch die Tickets buchen. Auch hat Klassik am Dom einen Facebook, wie auch Instagram-Kanal. Durch folgen ist es möglich, dass man dann immer laufend mit Informationen rund um die Veranstaltungen versorgt wird.
Zwecks der Transparenz möchte ich hier erwähnen, dass ich auf das Konzert seitens Klassik am Dom eingeladen wurde. Die Einladung schmälert aber nicht mein Interesse an der Konzert-Reihe selbst bzw beeinflusst meine Meinung. Ich habe bereits im Vorhinein von Bekannten und Freunden gehört, dass die Konzerte die von Klassik am Dom am Linzer Domplatz ausgerichtet werden ein Genuss sind. Was ich mit eigenen Augen und Ohren nun bestätigen kann. Vielen lieben Dank an Klassik am Dom, dem gesamten Ensemble von der „Lustigen Witwe“ und meiner lieben Begleiterin, Mariam, für den tollen Abend.